Bestandteil - Stück vom Ganzen

Frauen in Chemnitz/DDR - 1990

1990, kurz nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze, war ich zweimal 14 Tage in Chemnitz, der Partnerstadt von Düsseldorf.

Entstanden ist *BESTANDTEIL – Stück vom Ganzen* eine Ausstellung und ein Buch. Die Ausstellung wurde an 10 verschiedenen Orten gezeigt.

Diese Reise war für mich mehr als nur eine physische Bewegung von einem Ort zum anderen – sie war eine Erkundung einer neuen Realität, eines neuen Deutschlands, das sich noch in den zarten Anfängen seiner Transformation befand.
Chemnitz war ein Ort, der sich mit einem Erbe von jahrzehntelangen  ideologischen Gegensätzen auseinandersetzen musste, und gleichzeitig ein Raum für den Aufbruch in eine ungewisse Zukunft.
Mit der Kamera in der Hand wollte ich nicht nur dokumentieren, sondern verstehen – verstehen, wie die Menschen mit dieser neuen Situation umgingen, wie sie sich zwischen den Überresten der alten DDR und den Verheißungen des vereinten Deutschlands bewegten.
Mein Ziel war es, das “Bestandteil” zu greifen, ein Stück vom Ganzen, das diese Veränderung ausmachte. Dabei war ich mir bewusst, dass ich nur Fragmente dieses größeren Bildes einfangen konnte, aber in diesen Fragmenten spiegelte sich für mich die Essenz der Übergangszeit wider.
Aus dieser intensiven Auseinandersetzung entstand sowohl eine Fotoausstellung als auch ein Buch: *Bestandteil – Stück vom Ganzen*.
Die Ausstellung und das Buch versuchten, genau diese Bruchstücke einzufangen – Momente des Alltags, Gesichter der Menschen, die Fassaden der Stadt, die Geschichten, die sich in den Straßen und Gebäuden manifestierten. Die Fotografien offenbaren mein Bemühen zu begreifen, was da passierte, somit waren die Fotos für mich auch eine persönliche Suche. Das Deutschland, das ich kannte, war nicht mehr dasselbe, und ich musste mich selbst fragen, was dies für meine eigene Identität und mein Verständnis von Heimat bedeutete.
Die Fotos, die ich auf dieser Reise aufnahm, sind somit nicht nur Zeugnisse einer historischen Wende, sondern auch eine visuelle Reflexion meines eigenen Prozesses des Verstehens und Verarbeitens. *Bestandteil – Stück vom Ganzen* bleibt für mich eine wichtige Arbeit, nicht nur wegen seines dokumentarischen Werts, oder weil die Fotos schon kurze Zeit später Geschichte waren, sondern weil es mir half, dieses “neue” Deutschland auf eine Weise zu begreifen, die jenseits politischer und medialer Diskurse lag. Es ging um die Menschen, die im Zentrum dieses Wandels standen, um ihre Geschichten, ihre Hoffnungen und ihre Ängste – und um meinen Versuch, all das in einem Stück vom Ganzen festzuhalten.

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